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Am 26.09.2021 ist Klimawahl

Aber wen wählen?

Diese Frage haben wir uns auch gestellt, daher haben einfach mal nachgefragt, wie die Kandidat:innen zur Bundestagswahl im Wahlkreis 208 – Neustadt Speyer eigentlich zu Klimagerechtigkeit stehen und was ihre Visionen und Ideen sind. Viele Kandidat:innnen haben die Chance genutzt und uns ihre Antworten zugesendet. Wir haben diese fairerweise nur insofern verändert, als dass wir ausschließlich offensichtliche Rechtschreibfehler verbessert und das Layout angepasst haben.
Leider haben sich die Parteien AFD, CDU, FWG und die Linken bis jetzt noch nicht bei uns gemeldet (Stand: 16.09.21). 

Wichtig sind jetzt noch zwei Sachen: 
1. Kommt am 24.09. zum Klimastreik! (z.B. 15:30 Uhr am Grünstadter Bahnhof)
2. Geht am 26.09. fürs Klima wählen!

Dies sind die Antworten, die wir bekommen haben:

Hannah Heller (Grüne) Bianca Hofmann (FDP) Isabel Makensen-Geis (SPD) Jürgen Schwerdt (Basis) Sebastian Sklubal (Volt) Jonas Wittner (Klimaliste) Hannah Heller (Grüne)

Was ist Ihre Vision für 2031? Wie würde eine Ideale Welt in 10 Jahren für Sie aussehen und was würden Sie alles dafür tun?

Es gilt in den nächsten 10, eigentlich 5 Jahren, die Weichen zu stellen für die sozial-ökologische Transformation unserer Gesellschaft zu organisieren und global dafür zu werben diesen Weg gemeinsam zu gehen. Wir dürfen nicht zögern, auch nicht, wenn das Geld knapp scheint, denn nichts Tun ist teurer als entschieden zu handeln. Wir brauchen eine Mobilitätswende, eine Ausrichtung der Industrie auf Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft, wir brauchen regionale Wertschöpungsketten, v.a. in der Ernährungswirtschaft, wir brauchen eine Wärmewende, also die breite energetische Sanierung von Wohnungen, staatlich stark gefördert für die Menschen, die sich das nicht leisten können. Wir brauchen vor allem einen kulturellen Wandel, den wir aber nicht „von oben” anordnen können, sondern den müssen wir gemeinsam einfordern von unten, in dem wir Bürger*innenräte in den Kommunen und auf nationaler Ebene durchführen, indem wir Orte des Miteinanders (z.B. Transformationshäuser) in den Orten und Städten einführen mit Essbaren Städten und Repairs Cafes. Hier brauchen wir Förderprogramme. Die Frage ist nicht, was ich tun würde, sondern was ich schon tue. Ich habe in meiner Stadt eine Nachhaltigkeitsinitiative gegründet “InSpeyered e.V.”, ich bin dabei eine Regionalwert AG zu gründen, um regionale Wertschöpfungsketten aufzubauen, ich bin Fraktionsvorsitzende bei den Grünen und setze mich für einen Kommunalen Klimarat ein und das alles ehrenamtlich, während ich promoviere zu “Narrativen der sozial-ökologischen Transformation der Wirtschaft”. Eine ideale Welt ist entschleunigt, liebevoll, streitlustig, neugierig, grün und vielfältig.

Was verstehen Sie unter Klimagerechtigkeit bzw. ist diese für Sie ein erstrebenswertes Ziel?

Klimagerechtigkeit ist, wenn die Länder, die historisch am meisten Emissionen ausgestoßen haben, auch voran gehen und Verantwortung für den Umbau übernehmen (Globale Gerechtigkeit). Klimagerecht ist, wenn die ältere Generation, die über ihr Leben hinweg ihren Wohlstand auch auf der Ausbeutung der Natur aufgebaut haben, jetzt den Wandel mitorganisiert und von ihrem Vermögen dafür abgibt (Generationengerechtigkeit). Klimagerechtigkeit heißt soziale Gerechtigkeit, denn Arme in und außerhalb Deutschlands leiden am stärksten unter dem Klimawandel.

In der Zukunft werden wir unsere Energien nur noch durch erneuerbare Energiequellen gewinnen. Wie wollen Sie versuchen die Energiewende in unserer Region zu beschleunigen?

Wir brauchen Transformationsfonds und Bildungszentren in den Kommunen und den Regionen, die Energiegenossenschaften und private Haushalte finanziell und durch die direkte Beratung unterstützen beim Ausbau von Erneuerbaren Energien. Auf Bundesebene kann auch viel durch die Veränderung des EEG-Gesetzes vereinfacht und beschleunigt werden. Dazu steht viel im Grünen Bundestagswahlprogramm. Gleichzeitig gilt es die Länder finanziell auszustatten, sodass sie auch den Spielraum haben, um die Transformation zu stemmen. Hier in RLP hat die Landesregierung viel in ihren Koalitionsvertrag zum Ausbau der Erneuerbaren Energien geschrieben, allerdings ist der Haushalt klamm durch Corona und die Starkregenkatastrophe. Trotzdem müssen die Gelder jetzt investiert werden.

Bianca Hofmann (FDP)

Was ist Ihre Vision für 2031? Wie würde eine Ideale Welt in 10 Jahren für Sie aussehen und was würden Sie alles dafür tun?

Deutschland ist dann ein digitales Land, in dem echte Chancengleichheit und soziale Aufstieg möglich ist. Der Klimaschutz wurde durch Innovationen stark vorangebracht – eine Klimaneutralität bis 2040 erscheint möglich, da Projekte zum Klimaschutz nun durch verkürzte Genehmigungsprozesse schneller umgesetzt werden können

Warum versucht ihr mit einem Lippenbekenntnis zum 1,5 Grad noch Wähler*innen zu gewinnen, wenn ihr doch wisst, dass ihr das Versprechen mit den nicht einhalten könnt/wollt? Ich empfinde das als unfassbar unehrlich!

Die FDP hat durch den festen CO2 Deckel ein Klimaschutzprogramm, das das Ziel festlegt und den Weg zur Gestaltung frei gibt. In meinen Augen der einzig richtige Weg, um Klimaschutz mit den Bürgern voranzubringen. Innovationen statt Verbote.

In der Zukunft werden wir unsere Energien nur noch durch erneuerbare Energiequellen gewinnen. Wie wollen Sie versuchen die Energiewende in unserer Region zu beschleunigen?

In unserer Region macht gerade Photovoltaik am meisten Sinn. Wichtig sind die Themen Speicherung und Transport von regenerativer Energie. Wer Strom aus Windkraft möchte muss auch den Bau der Stromtrassen von Nord nach Süd unterstützen.

Isabel Makensen-Geis (SPD)

Was ist Ihre Vision für 2031? Wie würde eine Ideale Welt in 10 Jahren für Sie aussehen und was würden Sie alles dafür tun?

Mit dem Klimaschutzgesetz haben wir dafür gesorgt, dass das Klimaabkommen konkret wird: Es bietet einen wirkungsvollen Kontrollmechanismus zur Erreichung der Klimaziele. Dementsprechend werden wir im Einklang mit den europäischen Klimazielen unser Minderungsziel für 2030 deutlich auf 65 % anheben und auch für 2040 werden wir ein Minderungsziel festschreiben. Die SPD bekennt sich ausdrücklich zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens. Wir müssen die globale Erderwärmung deutlich unter 2 Grad halten und auf möglichst 1,5 Grad Celsius begrenzen. In den letzten Jahren waren wir der treibende Partner in der Koalition für eine ambitionierte Klima- und Umweltpolitik. Wir haben das Klimaschutzgesetz, den Klimaschutzplan 2030, einen nationalen Emissionshandel für die Sektoren Wärme und Verkehr, den Ausstieg aus der Kohleverstromung, den verstärkten Ausbau der Erneuerbaren Energien, das Klimaschutz Sofortprogramm 2022 und neue ambitionierte Klimaschutzziele auf den Weg gebracht. Wir setzen uns für konkrete und ambitionierte Maßnahmen jetzt ein, damit Treibhausgasneutralität so früh wie möglich erreicht werden kann.

Warum versucht ihr mit einem Lippenbekenntnis zum 1,5 Grad noch Wähler*innen zu gewinnen, wenn ihr doch wisst, dass ihr das Versprechen mit den nicht einhalten könnt/wollt? Ich empfinde das als unfassbar unehrlich!

Es ist sehr schade, dass Sie unser Ziel, die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen als unehrlich empfinden. Glaubwürdigkeit ist in der Politik zentral. Viel zu häufig werden Versprechen abgegeben, die letztlich nicht umgesetzt werden können. Nach meiner Einschätzung kann heute nicht garantiert werden, dass Deutschland im Jahre 2035 klimaneutral ist, ohne erhebliche soziale und wirtschaftliche Verwerfungen in Kauf zu nehmen. Diese würden dann auch die politischen Mehrheiten gefährden, ohne die wir unsere Klimaziele nicht erreichen können. Das bedeutet jedoch nicht, dass nicht alles versucht werden muss, um so schnell wie möglich klimaneutral zu werden. Insoweit lautet mein Versprechen alles dafür zu tun, das Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen und auch so schnell wie möglich klimaneutral zu werden.

In der Zukunft werden wir unsere Energien nur noch durch erneuerbare Energiequellen gewinnen. Wie wollen Sie versuchen die Energiewende in unserer Region zu beschleunigen?

In einem Zukunftspakt zwischen Bund, Ländern, Kommunen und kommunalen Spitzenverbänden vereinbaren wir verbindliche Ausbauziele für erneuerbare Energien wie Sonne, Wind und Geothermie. Damit die Energiewende vor Ort zur Win-Win-Situation für alle wird, laden wir Bürger:innen und Gemeinden zum Mitmachen ein, indem wir Mieterstrom und gemeinschaftliche Eigenversorgung stärken, kommunale Beteiligungsmodelle ausweiten und nachhaltige Stromanleihen auflegen.

Jürgen Schwerdt (Basis)

Beginnen will ich mit einem kleinen Einblick in mein Leben, weil der über meine Einstellung schon einiges aussagt. So pendle ich zu meinem Arbeitsplatz in aller Regel per Linienbus, S-Bahn und Fahrrad. Das Auto, das ich mir mit meiner Frau teile, verbraucht – auch wegen unserer zurückhaltenden Fahrweise – im Langzeitschnitt nur 5,2 Liter Benzin. Wir leben in einem Haus aus Holz, dessen Wärmedämmung aus Naturmaterial besteht, und freuen uns sehr über tierische Mitbewohner und Gäste in unserem zaunlosen Garten (Bienen, Eidechsen, Vögel, Füchse …). Obst und Gemüse haben wir bei einem Bio-Bauernhof abonniert. Das alles geschieht aus Überzeugung, nicht um bei anderen damit angeben zu können. Meine Frau und ich sehen uns als Teil einer irdischen Lebensgemeinschaft, zu deren Wohl jede(r) Einzelne im persönlichen Umfeld so viel wie möglich leisten muss. Wir erfreuen uns daran und sind dankbar dafür, so naturnah leben zu können.

Was ist Ihre Vision für 2031? Wie würde eine Ideale Welt in 10 Jahren für Sie aussehen und was würden Sie alles dafür tun?

Vor diesem Hintergrund ist meine Vision für 2031 selbstverständlich, dass sich möglichst viele Menschen ein Beispiel an uns nehmen, sich selbständig Gedanken über ihre eigenen Möglichkeiten machen und achtsam leben. Von der Politik erhoffe ich mir mehr Umsicht als derzeit. Mit Tunnelblick lassen sich Probleme nicht lösen. Im Bundestag möchte ich dafür werben, dass alles aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln betrachtet wird.

Warum versucht ihr mit einem Lippenbekenntnis zum 1,5 Grad noch Wähler*innen zu gewinnen, wenn ihr doch wisst, dass ihr das Versprechen mit den nicht einhalten könnt/wollt? Ich empfinde das als unfassbar unehrlich!

Von der Frage nach dem Lippenbekenntnis fühle ich mich nicht angesprochen. Ich habe kein solches abgegeben und halte auch gar nichts von willkürlich gesetzten Grenz- oder Zielwerten. Meines Erachtens steckt da ein gewisser Machbarkeitswahn dahinter. Ich plädiere für besonnenes Verhalten ohne Hysterie, was übrigens auch im Hinblick auf den Gesundheitsschutz gilt. Die Menschheit darf ihren Einfluss auf die Natur weder im Negativen noch im Positiven überschätzen. Das Klima hat sich zu allen Zeiten immer wieder gewandelt, und solange es nicht möglich ist, das Wetter für drei Tage genau vorherzusagen, halte ich es für äußerst gewagt, das Klima für viele Jahrzehnte vorhersagen zu wollen. Allein ein großer Vulkanausbruch wie z.B. 1815 (Tambora) kann wieder für eine drastische Abkühlung sorgen. Und hatte der Club of Rome in den 1970er Jahren nicht sogar eine „neue Eiszeit“ an die Wand gemalt?

Anmerkung von Fridays for Future Grünstadt:

Wir sind uns unsere Überparteilichkeit bewusst aber sind mehrheitlich der Meinung, dass wir diese Aussagen nicht unkommentiert veröffentlichen können. Bei der Beantwortung der zweiten Frage verbreitet Herr Schwerdt Unwahrheiten, drückt sich Faktenverdrehend aus und bezweifelt den menschengemachten Klimawandel. Dieser ist jedoch schon lange wissenschaftlich bewiesen und es gibt auch keine Zweifel mehr an seiner Existenz. Aus diesem Grund raten wir von einer Wahl Herr Schwerdts und seiner Partei die Basis ab.

In der Zukunft werden wir unsere Energien nur noch durch erneuerbare Energiequellen gewinnen. Wie wollen Sie versuchen die Energiewende in unserer Region zu beschleunigen?

Bei der Energie setze ich vor allem auf eine Verringerung des Verbrauchs. Statt beispielsweise die verbreiteten „Privat-Panzer“ auf Elektroantrieb umzustellen, erscheint mir – schon wegen der problematischen Batterieproduktion und -entsorgung – eine Rückkehr zu leichteren und sparsameren Fahrzeugen für sinnvoller. Mir sträuben sich alle Haare, wenn Kinder mit dem SUV zur wenige Hundert Meter entfernten Schule gebracht werden. Und bei wirklich notwendigen Fahrten könnten viele ihr Gaspedal erheblich behutsamer behandeln! Auch mit zurückhaltenderer Kommunikation ließe sich eine Menge Energie sparen, denn die Serverzentren fressen ja unglaublich viel Strom. Hinzu kommt die Umweltbelastung durch deren riesige Notstromaggregate mit Dieselantrieb, die auch ohne Not immer wieder angeworfen werden müssen, um sie betriebsbereit zu halten. Ich jedenfalls verfüge nicht über ein Smartphone, mit dem ich immer und überall kommuniziere, obwohl keine Dringlichkeit besteht. Bei der bisherigen Energiepolitik vermisse ich Augenmaß und Umsicht. Der Mensch lebt nicht vom Strom allein! So dürfen Windkraftanlagen auf keinen Fall Erholungsgebiete oder sogar Biosphärenreservate beeinträchtigen. Die Nutzung von Kernenergie ist für mich hingegen kein Tabu, wenn sich die neuesten Ansätze der Wissenschaft in die Praxis umsetzen lassen.

Sebastian Sklubal (Volt)

Was ist Ihre Vision für 2031? Wie würde eine Ideale Welt in 10 Jahren für Sie aussehen und was würden Sie alles dafür tun?

Ich arbeite dafür, dass wir in zehn Jahren in einer friedlicheren, faireren und gerechteren Welt leben. Eine Welt in der jeglicher Ausstoß von Treibhausgasen die Verursacher den Betrag kostet, den die Folgekosten der Gemeinschaft aufbürden. Eine Welt in der wir Strom und Wärme nur noch regenerativ erzeugen, in der Wissenschaftler*innen staatlich gefördert Methoden (weiter)entwickeln, um Treibhausgase aus der Atmosphäre zu entziehen und sicher zu binden, in der auf allen Dächern PV und Solarthermie installiert ist oder die begrünt sind. Eine Welt in der wir in Städten weniger Autos sehen und der öffentliche Raum nicht mehr selbstverständlich den Autos zugeteilt ist. Um es etwas abzukürzen, ich wünsche es mir ungefähr so: https://www.youtube.com/watch?v=9F_1jOIHkgU ab 1:17:35

Was verstehen Sie unter Klimagerechtigkeit bzw. ist diese für Sie ein erstrebenswertes Ziel?

Klimagerechtigkeit bedeutet für mich, dass einerseits die heutigen Generationen nicht weiter so leben dürfen, dass das Klima dadurch verändert wird. Denn das ist den nachfolgenden Generationen gegenüber nicht gerecht. Andererseits bedeutet es für mich aber auch, dass die Kosten für eine Transformation hin zu einer Kreislaufwirtschaft und einer klimaneutralen Gesellschaft nicht allein von Menschen getragen werden darf, die ohnehin klimabewusster leben oder weniger Geld als andere haben. Wer mit seiner Lebensweise viel Treibhausgase emittiert oder für diese Emissionen (mit)verantwortlich ist, soll auch entsprechend dafür zahlen müssen. Und wer viel verdient oder ein großes Vermögen besitzt, sollte auch mehr zur Transformation beitragen, entsprechend unserer Solidargemeinschaft.

In der Zukunft werden wir unsere Energien nur noch durch erneuerbare Energiequellen gewinnen. Wie wollen Sie versuchen die Energiewende in unserer Region zu beschleunigen?

Speziell für unsere Region möchte ich bei der Gesetzgebung unter Anderem dahingehend mitarbeiten, dass PV stark ausgebaut und Energiegenossenschaften ermöglicht sowie unterstützt werden. Hierfür möchte ich bestehende Gesetze der Energiewirtschaft ändern und lokal bei Grundbesitzern für Agri-Photovoltaik werben. Auch sollen der Waldumbau sowie die Aufforstung, staatlich gefördert, schneller voranschreiten. Dies sind nur einige Maßnahmen die wir uns vorgenommen und in unserem Wahlprogramm festgeschrieben haben. Gerne möchte ich auf Säule 2, Kapitel 2 – Die Transformation zur Klimaneutralität (ab S. 60) im Wahlprogramm verweisen.

Jonas Wittner (Klimaliste)

Was ist Ihre Vision für 2031? Wie würde eine Ideale Welt in 10 Jahren für Sie aussehen und was würden Sie alles dafür tun?

Wir müssen uns in den nächsten zehn Jahren zu einer Menschheit wandeln, die praktisch keinen CO2-Ausstoß mehr hat, und wir müssen sogar anfangen, das CO2 aus der Luft zu extrahieren. Dabei geht es um nichts Geringeres als unser Überleben und das der Natur, so wie wir sie kennen. Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass, wenn wir so weitermachen wie jetzt, wir das 1.5 Grad-Ziel nicht einhalten können und es zu einer weitaus höheren Erderwärmung, die in Konsequenz eine Erdüberhitzung wäre,  käme.

Daher ist es wichtig, dass wir jetzt sofort mit einem konsequenten Klimaschutz anfangen. Oft wird das Bild vom teuren Klimaschutz gezeichnet. Dies verhält sich auf lange Sicht gesehen aber genau umgekehrt. Die Folgegenerationen werden viel höhere Kosten tragen müssen als wir jetzt, wenn nicht sofort gehandelt wird. Zudem könnten künftig enorme Kosten wegfallen, die aktuell jährlich für die Beseitigung von Umwelt- und Klimaschäden definitiv immer wieder erneut geleistet werden müssen. Neu hinzukommende enorme Wiederaufbaukosten in Rheinland-Pfalz und NRW entstehen zusätzlich dazu und können an zahlreichen Orten Deutschlands jederzeit ebenso entstehen. Die EU hat im gerade jetzt im September bereits eingeräumt, die versprochenen finanziellen Unterstützungsleistungen nicht im geplanten Ausmaß zahlen zu können, da es in der EU in diesem Jahr bereits viel zu viele klimabedingte Unwetterkatastrophen gegeben hat (Erdbeben kommen noch hinzu), für die monetäre Unterstützung erforderlich ist. Gerade jetzt haben wir die Chance, unsere Wirtschaft nachhaltig umzustellen, vieles zu elektrifizieren oder dort, wo dies nicht möglich ist, klimaneutrale Alternativen zu finden. Viele von diesen Technologien existieren schon und müssen nur noch angewendet werden. Dazu braucht es auch einen großen Bürokratieabbau.

Auf der anderen Seite müssen wir klar definierte Regeln aufstellen, die Klimaschutz für alle zur Pflicht machen. Ich bin davon überzeugt, dass wir es in zehn Jahren gemeinsam schaffen, Deutschland und die Welt in die wünschenswerte Richtung zu wandeln. Eine klimaneutrale, saubere und gerechte Welt ist möglich. Wir müssen es nur wollen!

Was verstehen Sie unter Klimagerechtigkeit bzw. ist diese für Sie ein erstrebenswertes Ziel?

Fakt ist, wir müssen Maßnahmen fürs Klima ergreifen. Diese werden dazu führen, dass Preise sich ändern. Es braucht eine faire Unterstützung der sozial Benachteiligten, um den Klimaschutz gesellschaftlich fair zu gestalten. Profitiert von der Umweltzerstörung haben die Reichsten, unter einer Lösung sollten jetzt nicht die Ärmsten leiden. Das gilt nicht nur in Deutschland. International treffen die ersten Folgen der Klimakrise bereits längst hauptsächlich Menschen, die nicht daran schuld sind und in keiner Weise profitiert haben. Wir müssen hier unserer Verantwortung als Industrieland gerecht werden. Zuletzt fordere ich Generationengerechtigkeit. Wir können unseren Kindern und Kindeskindern keine kaputte Welt hinterlassen!

In der Zukunft werden wir unsere Energien nur noch durch erneuerbare Energiequellen gewinnen. Wie wollen Sie versuchen die Energiewende in unserer Region zu beschleunigen?

Der Ausbau von Solar und Wind muss dringend schneller vonstattengehen. Daher werden wir auch nicht an neuen Windrädern in der Region vorbeikommen. Dabei muss zwischen Umwelt- und Klimaschutz abgewogen werden. Aber wir sollten lieber das Klima schützen, bevor es keine schützenswerte Umwelt mehr gibt. Das Baumsterben in den Wäldern ist unaufhaltsam. Kahlflächen und Strecken an Autobahnen sind für Windkraftgewinnung auszuweisen.

Die Pfalz ist zum Glück auch mit sehr viel Sonnenschein gesegnet. Diese kostenlose Energie müssen wir nutzten. Es darf keine Frage des Geldes sein, sich PV-Anlagen auf die Dächer zu bauen. Wir müssen sofort unbürokratische Subventionen oder Darlehen auf den Weg bringen und eine Informationsoffensive starten. Die Kosten amortisieren sich nachweislich in Zukunft langfristig und dauerhaft. Zumal der Energieverbrauch und -preis steigen werden. Die Sonne schickt keine Rechnung!

Posted in Fridays For Future

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